Schüler M. steht vor besonderen sprachlichen und sozialen Herausforderungen: Dieser Beitrag zeigt, wie durch enge Zusammenarbeit zwischen Logopädie, Lehrpersonen, Tagesbetreuung und Familie gezielte Kommunikationsstrategien und Monitoring-Ansätze entwickelt wurden, um M. im Schulalltag zu unterstützen und seine Selbstständigkeit zu fördern.
Integrative Logopädie: Unterstützung von Schüler M. im Bereich Kommunikation und Monitoring des Sprachverstehens
M. ist ein Schüler mit spezifischen Lernherausforderungen, darunter eine Sprachentwicklungsstörung (expressiv und rezeptiv), ADHS und eine Autismus-Spektrum-Störung (ASS). Diese Diagnosen erschweren es ihm, sich sprachlich auszudrücken, Informationen zu verarbeiten und sich im sozialen Umfeld zu orientieren. Um M. bestmöglich zu unterstützen, wurde ein integrativer Ansatz gewählt, der sich auf die Bereiche Kommunikation und Monitoring des Sprachverstehens fokussiert. Dieser Ansatz beinhaltet eine enge Zusammenarbeit zwischen Logopädin, Lehrpersonen, Tagesbetreuung und der Familie.
Zielsetzung der Unterstützung
Zwei zentrale Ziele stehen im Vordergrund:
- Kommunikationsstrategien im Klassenzimmer anwenden: M. soll die in der Logopädie erlernten Kommunikationsregeln im Klassensetting umsetzen. Dies umfasst den Einsatz von spezifischen Kommunikationsstrategien, um sich besser im sozialen und schulischen Kontext zurechtzufinden. Die Strategien werden mit Metacom-Symbolen veranschaulicht.
- Monitoring-Strategien zur Überprüfung des Sprachverstehens nutzen: Nach einigen Wochen zeigte sich, dass M. Schwierigkeiten hatte, die in der der Therapie erlernten Monitoring-Strategien des Sprachverstehens anzuwenden. Deshalb wurde das Ziel spontan erweitert, damit M. lernt, auch im Klassensetting eigenständig nachzufragen, wenn er etwas nicht versteht und dies bemerkt.
Der Weg über die Einzeltherapie
In der Einzeltherapie erarbeitetete M. mit Logopädin Fränzi Bürgi verschiedene Kommunikationsstrategien. Diese wurden in Rollenspielen, mit Bildergeschichten sowie durch die Selbst- und Fremdreflexion geübt und mit Metacom-Symbolen veranschaulicht. So konnte M. seine Kommunikationsfähigkeiten in der Einzeltherapie schrittweise verbessern. Im geschützten Rahmen der Therapie zeigte M. gute Fortschritte und konnte die erlernten Regeln zunehmend anwenden. Die Herausforderung bestand jedoch darin, das Gelernte auch in den Schulalltag zu übertragen. Um diesen Transfer zu ermöglichen, wurde eine enge Zusammenarbeit zwischen der Logopädie, den Lehrpersonen Simone Künzli und Sibylle Brünisholz, der Tagesbetreuung sowie der Familie etabliert.
Transfer der Kommunikationsstrategien in den Alltag
Ein wichtiger Schritt zur Anwendung der Kommunikationsstrategien im Alltag war die Anpassung dieser Regeln auf seinen Schulweg. M. kommt neu mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Schule, was eine zusätzliche Herausforderung darstellt. In Absprache mit der Tagesbetreuung und der Mutter von M. wurde ein Leporello mit den wichtigsten Kommunikationsstrategien erstellt. Dieses Leporello begleitet M. auf den Fahrten im Schulbus und dient als visuelle Unterstützung, um die erarbeiteten Regeln auch auf dem Weg zur Schule anzuwenden. Durch diese enge Begleitung wird der Transfer der Kommunikationsstrategien in alle Lebensbereiche von M. unterstützt, nicht nur im schulischen Kontext.

Integration der Logopädie in den Schulalltag
Damit M. das Gelernte im Klassenzimmer anwenden kann, wurde schrittweise das folgende Vorgehen gewählt:
1. Einführung der Kommunikationsstrategien in der Klasse: Zunächst stellte die Logopädin die Kommunikationsstrategien, die M. bereits in der Einzeltherapie gelernt hatte, der gesamten Klasse vor. M. selbst erklärte seinen Mitschüler:innen die Regeln mit Hilfe von Metacom-Symbolen. Dies wurde zuvor in der Logopädie intensiv geübt, sodass M. sicher auftreten konnte und die Klasse ein Verständnis für seine Bedürfnisse entwickelte.
2. Begleitung im Unterricht: In den darauffolgenden Wochen begleitete die Logopädin M. während des Unterrichts. Sie erinnerte ihn an die erlernten Strategien und half ihm, diese im Klassenverband anzuwenden. Die Begleitung durch die Logopädin schien M. dabei zu helfen, die Strategien besser umzusetzen und sich im Klassenzimmer sicherer zu fühlen.
3. Wöchentliche Reflexion in der Einzeltherapie: Einmal pro Woche wurde gemeinsam reflektiert, wie gut M. die Kommunikationsstrategien im Unterricht umsetzen konnte. Die Logopädin dokumentierte bestimmte Unterrichtsmomente mit Fotos oder kurzen Videos, die M. halfen, die Situationen besser zu analysieren und seinen Fortschritt zu erkennen.
Erweiterung der Unterstützung um Monitoring-Strategien
Während der Arbeit im Klassenzimmer zeigte sich, dass M. Schwierigkeiten hatte, die in der Einzeltherapie erlernten Monitoring-Strategien zur Überprüfung seines Sprachverstehens anzuwenden. Diese Strategien sind wichtig, damit er lernt, selbstständig nachzufragen, wenn er etwas nicht versteht. Daher wurde das Ziel der Unterstützung erweitert, um M. bei der Anwendung dieser Strategien zu helfen.
Zu dieser Zeit übte die Klasse für ein Musical, was eine ideale Gelegenheit bot, das Sprachverständnis von M. zu fördern. In der Einzeltherapie wurden die Texte des Musicals intensiv durchgearbeitet, um sicherzustellen, dass M. sie verstand. Diese Vorarbeit ermöglichte es ihm, die Monitoring-Strategien gezielt einzusetzen, wenn er Unsicherheiten hatte. Die Lehrpersonen unterstützten dies, indem sie ihm im Unterricht in Absprache mit der Logopädin gezielt Fragen stellten, die M. beantworten konnte. So lernte er Schritt für Schritt, das Gelernte in der Praxis umzusetzen.
Positive Entwicklungen und Ergebnisse
Durch die enge Zusammenarbeit aller Beteiligten konnten subjektiv deutliche Fortschritte in der Entwicklung von M. beobachtet werden:
- Erfolgreicher Transfer der Kommunikationsstrategien: M. konnte zunehmend die Kommunikationsstrategien im Klassenzimmer anwenden und fühlte sich sicherer darin, nachzufragen, wenn er etwas nicht verstand. Dies war ein entscheidender Schritt in seiner sprachlichen und sozialen Entwicklung.
- Stärkung der Beziehung zur Logopädin: Die langjährige Beziehung zwischen M. und der Logopädin erwies sich als wesentlicher Erfolgsfaktor. M. vertraut ihrer Unterstützung und fühlt sich in ihrer Gegenwart sicher, was ihm half, das Gelernte im Schulalltag besser umzusetzen.
- Förderung der gesamten Klasse: Auch die Mitschüler:innen profitierten von den eingeführten Kommunikationsstrategien. Die Erklärung der Regeln durch M. selbst trug zu einem besseren Verständnis und einer verbesserten Kommunikationskultur im Klassenzimmer bei.
- Einbindung der Familie: Die Zusammenarbeit mit den Eltern von M., insbesondere das regelmäßige Besprechen der Kommunikationsstrategien zu Hause, war entscheidend für den Erfolg des Transfers. Die Eltern unterstützten M. dabei, die erlernten Strategien auch außerhalb der Schule anzuwenden.
- Entlastung der Lehrpersonen: Durch die begleitende Unterstützung der Logopädin konnte M. konzentrierter und strukturierter arbeiten, was auch die Lehrpersonen entlastete.
Herausforderungen und Lösungsansätze
Trotz der positiven Entwicklungen gab es auch Herausforderungen, die während der Begleitung sichtbar wurden:
- Abhängigkeit von der Logopädin: M. hatte anfangs Schwierigkeiten, die erlernten Strategien ohne die direkte Anwesenheit der Logopädin umzusetzen. Es war daher wichtig, M. schrittweise zu mehr Selbstständigkeit zu führen.
- Hoher Abstimmungsbedarf: Die intensive Zusammenarbeit zwischen Lehrpersonen, Logopädin und Eltern erforderte regelmäßige Absprachen, was nicht immer einfach zu koordinieren war.
- Begrenzte Anwendung der Monitoring-Strategien: Im Klassenzimmer boten sich nicht immer geeignete Situationen, in denen M. seine Monitoring-Strategien anwenden konnte. Es war daher notwendig, solche Situationen gezielt zu schaffen und zu nutzen.
Ausblick und Weiterentwicklung
Ziel ist es, M. langfristig in die Lage zu versetzen, die erlernten Kommunikations- und Monitoring-Strategien eigenständig im Alltag anzuwenden. Dies wird durch eine kontinuierliche Anpassung der Unterstützung und eine enge Zusammenarbeit zwischen Logopädie, Lehrpersonen und Familie erreicht. Indem M. Schritt für Schritt zu mehr Selbstständigkeit geführt wird, kann er langfristig seine sprachlichen und sozialen Fähigkeiten weiter ausbauen und festigen. Die regelmäßige Reflexion der Fortschritte und das flexible Eingehen auf seine individuellen Bedürfnisse bleiben zentrale Bestandteile der Begleitung, um ihm die bestmögliche Unterstützung zu bieten. So wird sichergestellt, dass M. weiterhin positive Entwicklungen in seinem schulischen und sozialen Umfeld erfährt.